Wer sich jemals in den Süden Italiens begibt, sollte unbedingt einen Schlenker über das UNESCO-Weltkulturerbe Paestum machen. Das kleine Städtchen liegt etwa 50 Kilometer südlich Salernos und zeichnet sich durch zwei berühmte archäologische Sehenswürdigkeiten aus: Zum einen stehen dort die Reste des antiken Paestums mit drei traumhaft schönen Tempeln und vielen anderen sehenswerten Überresten (wie z.B. eine halb im Boden versenkte Grabkammer und ein Schwimmbecken mit einem kleinen Unterwasser-Labyrinth). Die Siedlung wurde um 600 vor Christus von den Griechen unter dem Namen Poseidonia gegründet und später von den Lukanern übernommen. 273 vor Christus wurde die Stadt schließlich eine römische Kolonie. Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches versumpfte die Gegend langsam. Malaria breitete sich aus, die Stadt wurde von ihren Bewohnern verlassen und geriet in Vergessenheit. Erst vor etwa 250 Jahren wurde Paestum „wiederentdeckt“. Heutzutage kann man die in einem Park gelegene, idyllische Anlage im Rahmen eines zweistündigen Fußmarsches bequem erschließen (der Monat Mai ist zu empfehlen).
Die zweite große Sehenswürdigkeit Paestums wurde 1943 von amerikanischen Soldaten entdeckt (und leider teilweise zerstört): Es sind die nördlich der Stadt gelegenen Nekropolen, in der die „Gräber von Paestum“ gefunden wurden. Sie stammen aus der Epoche der lukanischen Herrschaft und zeichnen sich durch eine sehr seltene Besonderheit aus: Die großen, aus mehreren Teilen angefertigten Steinsärge sind an der Innenseite bemalt. Wenn damals angesehene Lukaner starben, wurden die Särge mit Motiven versehen, die sich auf das Leben der Verstorbenen beziehen und somit eine betont individuelle Note zeigen. Angesichts der Tatsache, dass die Leichen aus klimatischen Gründen damals schnell begraben werden mussten, kann man die flinke Kunstfertigkeit der Maler nur bewundern. Heutzutage, etwa 2400 Jahre später, vermitteln die Bilder einen farbenfrohen, anschaulichen Eindruck vom Leben und vom Glauben der Lukaner. Die Särge können im Archäologischen Museum, das direkt bei den Tempeln liegt, besichtigt werden.
Juli 2009