Nach einer schier endlosen Wartezeit hat sie endlich den Betrieb aufgenommen: Am 8. August wurde die U-Bahnlinie 55 mit etwa 70 000 Besuchern offiziell eingeweiht! Sowohl politische als auch technische Probleme hatten seit den ersten Bauarbeiten 1995 zu langjährigen Verzögerungen geführt. Die neue Strecke ist 1,8 Kilometer lang und besteht aus den Bahnhöfen Brandenburger Tor, Bundestag und Hauptbahnhof, die im Pendelbetrieb befahren werden. Innerhalb von zweieinhalb Minuten kann man die gesamte Strecke abfahren. Als „Inselbetrieb“ ist sie momentan noch nicht mit anderen U-Bahnlinien verbunden. Im Jahre 2017 soll der Streckenabschnitt Richtung Alexanderplatz (mit den neuen Bahnhöfen Unter den Linden, Museumsinsel und Berliner Rathaus) fertig sein: Erst dann wird die neue Linie ihr reales Potential entfalten können.
Der Bahnhof Brandenburger Tor ist eine technische Meisterleistung, die inmitten äußerst problematischer Bodenverhältnisse realisiert werden musste. Ein besonderes „Extra“ sind dort die Schautafeln, die an den Wänden über die Geschichte des Brandenburger Tores informieren. Die Station Bundestag zeichnet sich wiederum durch eine großzügige, weiträumige Architektur mit futuristischen Zügen aus – auch wenn der Sichtbeton vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Im letzten Jahr konnten die Berliner dort bereits eine unkonventionelle Inszenierung der „Zauberflöte“ erleben. Die Station Hauptbahnhof bietet optisch die besten Perspektiven – sie ist ganze zehn Meter hoch. Als Züge werden übrigens die „F 79“-Wagen eingesetzt, die zwar schon als Veteranen gelten, für diese Strecke jedoch am besten geignet sind.
Wer die U 55 auch daheim in Ruhe genießen will, sollte sich den Band „Die Reise zum Mittelpunkt Berlins“ zulegen. Das ansprechende, hochwertige Buch erläutert den Bau der Linie plastisch anhand zahlreicher Farbfotos. Für 19,95 Euro stellt das von Joachim Donath und Michael Brake verfasste Buch (Gebr. Mann Verlag) ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis dar.
August 2009