Krieg ist, ganz allgemein gesprochen, wenn sich zwei Länder mehr oder weniger geregelt den Krieg erklären. Das setzt das vorhanden sein von Staaten voraus. Diese Staaten müssen berechtigt sein (also das Monopol besitzen) Kriege zu Führen. Das heißt, dass der Staat seine Soldaten ausbildet und diese auch beginnen einen Krieg zu führen, wenn der Staat ihnen das befiehlt. Das ist bei uns seit dem Ende des dreißigjährigen Krieges, seit 1650, so. Damals bildeten sich die europäischen Staaten.
Wenn dann der Krieg erklärt ist, bringen die, die zum Töten ausgebildet sind (die Soldaten eines Staates) diejenigen um, die auch zum Töten ausgebildet sind. Das geht dann, solange bis ein Sieg errungen ist. Man einigte sich aber darauf, dass die Zivilbevölkerung aus den militärischen Handlungen herausgehalten wird. Sie wird weder ermordet, vergewaltigt, noch wird sie beraubt. Wenn ein Soldat dem zuwiderhandelt begeht er ein Kriegsverbrechen. Im Zeiten Weltkriege sind von der Deutschen Wehrmacht, insbesondere im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, Kriegsverbrechen in einem noch nie gekannten Ausmaß begangen worden. Das ist allgemein bekannt, soweit.
Vor einiger Zeit sind zwei Bücher erschienen in dem sich der Autor Herfried Münkler Gedanken über die „neuen Kriege" macht. Dabei geht Münkler auf den Theoretiker des Krieges Carl von Clausewitz zurück, der den Krieg als eine Symmetrie, also ein Gleichgewicht, der Kräfte beschreibt. Dieses Gleichgewicht hätten die europäischen Mächte über Jahrhunderte versucht aufrecht zu erhalten, durch Aufrüsten und durch Kräftemessen. In einer Entscheidungsschlacht eines Krieges wurde dann der Sieger ermittelt.
Zu einer Verletzung dieser Symmetrie sei es gekommen als die europäischen Mächte mit ihren Handfeuerwaffen die militärisch unterlegenen Kolonien eroberten hätten. Diese Überlegenheit wird von Münkler als asymmetrischer Kriege definiert. Um diese Asymmetrie der Gewalt auszugleichen hätten dann die unterdrückten Völker den Guerillakrieg erfunden. Daraus hätten sich dann die „Neuen Kriege" entwickelt. Heute bekämpfen sich in den internationalen Krisenherden wie z. B. in Afghanistan nicht zwei souveräne Staaten. Bei vielen Gegnern handelt es sich um Horden von lokalen militärischen Führern. Oftmals würden Religionen oder ethnische Unterschiede von den militärischen Machthabern funktionalisiert. Um an Kapital zu gelangen würde in den heutigen Krisenherden gemordet, vergewaltigt und geraubt. Anders als bei den historischen Kriegen haben heute die lokalen Herrenführer kein Interesse daran den Konflikt zu beenden. Schon deshalb nicht, weil sie daran verdienen und der Krieg ihre Lebensgrundlage bildet. Daher dauern die heutigen Kriege nicht selten länger als 10 Jahre.
Zu den „Neuen Kriegen", die auch bei uns aktuell werden könnten zählt Münkler den Terrorismus. Aktuell deshalb weil, Deutschland sich militärisch z.B. in Afghanistan engagiert. Im Terrorismus sieht Münkler eine neue Form des asymmetrischen Krieges. Denn jede militärische Auseinandersetzung seit dem Ende des Kalten Krieges müsse asymmetrisch sein, da kein Land oder keine Kombination von Staaten überhaut mit der Waffengewalt der USA konkurrieren könne.
Der Terrorismus agiert aber nicht in dem eigenen, sondern in einem fremden Land. Er nutzt die technische Infrastruktur des angegriffenen Staates. So wurde am 11. September 2001 aus einem zivilen Flugzeug eine Bombe. Beim Terrorismus handelt es sich aber nicht um einen Staat der angreift, sondern um Verbrecher die u.a. die Religion als Rechtfertigung zur Ausübung von Gewalt funktionalisieren.
Im Ersten Weltkrieg als sich die Soldaten wegen des aufkommenden Sperrfeuers nicht mehr auf dem Schlachtfeld aufhalten konnten, gruben sie sich in einem Schützengraben ein. Aus dem Schützengraben des ersten Weltkrieges wird im Zweiten Weltkrieg der Bunker. Der Zweck des Bunkers ist es, lebendige Menschen unterirdisch zu Lagern, damit sie bei den Kampfhandlungen nicht zu Schaden kommen. Im Zeiten Weltkrieg verfügten weniger als 10 % der deutschen Bevölkerung über einen Bunkerplatz. Folglich ist die Hauptfunktion der Bunker nicht der Schutz, sondern Propaganda. Mit Bunkern sollte suggeriert werden, dass Kriege führbar und gewinnbar sind.
Bei der neuen Form des Krieges, dem Terrorismus, tritt kein durch seine Bürger legitimierter souveräner Staat auf. Als Angreifer finden sich folglich auch keine Soldaten die legitimiert sind zu Töten. Es gibt keine Kriegserklärung, also auch kein Signal, wann die militärische Auseinandersetzung beginnt und endet. Die Angriffe richten sich auch nicht gegen einen zum Kampf ausgebildeten Gegner, sondern gegen die schutzlosen Zivilisten. Dem Terrorismus geht es gar nicht um den „Kampf", sondern um das Anrichten von maximalem Schaden an Gütern und Menschen. Darüber hinaus geht es um die Vermittelung der Katastrophe durch die Medien und so, um eine möglichst weitreichende Verunsicherung der Bevölkerung. Bunker werden in einer solchen Auseinandersetzung absolut nutzlos. Selbst wenn es am 11. September 2001 in Manhattan tausende Bunkerplätze gegeben hätte, den Menschen im World Trade Center hätten sie nichts genützt. Die Schutzbauten insbesondere die ABC-Anlagen sind mit dem Ende des Kalten Krieges zur Geschichte geworden. Seit dem 11. September mutieren sie vollends zu historischen Relikten. Führungen durch Bunker, ob Zweiter Weltkrieg oder Kalter Krieg, werden so zur Geschichts- oder besser zur Geister - Stunde über eine längst vergangene Zeit.
Herfried Münkler
Über den Krieg 293 S.
ISBN 3-93473-54-X
Herfried Münkler
Die neuen Kriege 284 S.
ISBN 3-498 04487 7