Das seit einiger Zeit vorliegende Buch von Joachim Fest, „Der Untergang", befasst sich dem Ende des „Dritten Reiches". Darin beschreibt Joachim Fest die letzen Wochen im Führerbunker. Auch wenn Fest auf das in der Forschung bereits bekannte Material zurückgreift, so fügte er doch gekonnt alle relevanten Details zu einem gut lesenswerten Werk zusammen. Hervorzuheben ist, dass zum ersten Mal ein über jeden Zweifel erhabener Wissenschaftler sich der „Führerbunker"-Thematik näherte
Der Historiker Fest verliert sich nicht in langweiligen Beschreibungen militärischer Operationen. Er stellt die vernichtenden Befehle aus dem Führerbunker den daraus folgenden Leiden der Menschen in Berlin gegenüber. So berichtet Fest von den Sonderstandgerichten, die laut vorsichtigen Schätzungen eintausend so genannte Deserteure hinrichteten und dann zur Abschreckung an Bäumen, Laternen oder Barrikaden aufhängten. Zu den zahlreichen Anordnungen der letzten Monate, die eine beispiellose Mordaktion in Gang setzten, zählt die Ermordung der Insassen der Gefängnisse.
Der Autor geht auch auf den verbrecherischen „Nero-Befehl" vom 19. März 1945 ein, der die Zerstörung aller Versorgungsanlagen, Straßen, Brücken und Kanalisationssysteme befahl. Hitler übertrug bereits im Herbst 1944 das Prinzip der „verbrannten Erde" auf das Reichsgebiet und macht so aus Deutschland eine Zivilisationswüste. Fest beantwortet die Frage nach dem Ursprung dieser Zerstörungswut. Sie liege einzig und allein in Hitlers Wunsch unterzugehen und zwar auf eine für die Welt unvergleichbar grausame Art.
Der Autor verwirft aber auch jeden Versuch, eine Kontinuität der Geschichte herzustellen, in die sich Hitler gerne gestellt hätte oder in die er gestellt wird; nämlich der zwischen Friedrich dem Großen und Bismarck. Denn das Besondere am NS-System war die rassische Ideologie, die auf dem Herrschaftsanspruch über die Welt aufbaute. Sie forderte gleichsam die bedingungslose Vernichtung von allem, was nicht dieser Normen entsprach. Das Buch ist besser geeignet, die politischen Zusammenhänge deutlich werden zu lassen als der gleichnamige Film von Bernd Eichinger, da sich historische Ereignisse und dessen Bedeutung besser durch Sprache als durch bewegte Bilder vermitteln lassen.
Der Untergang
Joachim Fest
Berlin 2002 ISBN 3828601723
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