Auch der Wegfall der Mauer, die Wiedervereinigung und die Zuweisung der Hauptstadtfunktion an Berlin stellen einen Einschnitt und Aufbruch dar. Wieder wurden neue unterirdische Bauvorhaben realisiert, zum Teil wurden auch die unterbrochenen unterirdischen Systeme wieder miteinander verbunden. Anders als in den vergangenen Jahrzehnten handelt es sich bei vielen Bauwerken oft nicht mehr um Anlagen, die einer Funktion zuzuordnen sind, sondern um ineinander greifende Systeme unterschiedlicher Nutzungen. So wurden zusammen mit den Gebäuden und der Verkehrsystemen zwischen Potsdamer Platz und Reichstag auch Stationen zur Be- und Entladung von Gütern sowie Parkhäuser angelegt.
Seit 1989 entstanden in Berlin die verschiedensten Gedenkstätten. Einige dieser der Stätten der Erinnerung wurden von den Architekten oder Künstlern einen unterirdischen Ort verlegt.
An dem Ort der Bücherverbrennung von 1933 befindet sich ein Denkmal unter einer in den Boden eingelassenen Glasplatte. Diese ermöglicht den Blick in einen Raum mit leeren Bücherregalen, die alle an jenem Tag verbrannten Bücher aufnehmen könnten.
Jederzeit sichtbar, nachts beleuchtet
Der Zugang in das Museum führt zunächst vom alten Kammergerichtsgebäude in den Keller des Museums, der in seiner Gestaltung die Verfolgung und Ermordung der Juden in Deutschland thematisiert. Wege führen in einen „Holocaust-Turm", einen „Exilgarten" oder aber zu einer steilen Treppe, über die die Besucher in die eigentlichen Ausstellungsräume gelangen.
Zu besichtigen: während der Öffnungszeiten
www.juedisches-museum-berlin.de
Aus 2700 Stelen bestehendes Denkmal für die Opfer des nationalsozialistischen Massenmordes. Darunter befindet sich ein „Ort der Information", der den Holocaust in mehreren Räumen dokumentiert. Den anonymen, abstrakten Zahlen und Fakten werden dabei die Schicksale einzelner Personen gegenüber gestellt.
Zu Besichtigen: Stelenfeld jederzeit, der „Ort der Information" während der Öffnungszeiten.
In den neunziger Jahren wurden diese Bauwerke im Rahmen der fehlgeschlagenen Olympia-Bewerbung errichtet. Beide Hallen des Architekten Dominique Perrault wurden aus städtebaulichen Gründen an einer S-Bahnlinie entlang in den Boden eingelassen.
Zu besichtigen: bei Veranstaltungen und zu den üblichen Öffnungszeiten
Diese Stromtrasse ist etwa 11,5 Kilometer lang und liegt bis zu 35 Meter tief. Sie verläuft in Ost-West-Richtung vom Umspannwerk Mitte nach Friedrichshain und von dort aus zum Umspannwerk Marzahn. Der Tunnel verfügt über eine eigene Schwebebahn für Wartungszwecke, Überwachung und Reparaturen.
Nicht öffentlich zugänglich.
Die seit 1989 errichtete unterirdische Infrastruktur zwischen Lehrter Bahnhof und Potsdamer Platz wurde nicht nur gemeinsam errichtet, die Funktionen greifen derart ineinander, dass die gesamten Baumaßnahmen als ein einziges Logistiksystem gesehen werden müssen. Der Bau war es von einem umfangreichen „Grundwassermanagement" begleitet. Im Folgenden sind einzelne Bauabschnitte in Nord-Süd-Richtung aufgelistet.
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/strassenbau/
Der Tunnel der B 96 vom Landwehrkanal bis zum Lehrter Bahnhof/Hauptbahnhof (Tiergarten):
Die Zufahrten dieses Autotunnels, oft auch „Tiergartentunnel" genannt, sind am Landwehrkanal und direkt westlich des Lehrter Bahnhofes/Hauptbahnhofes einzusehen. Für den Tunnel wird mit einem Verkehrsaufkommen von 60 000 Autos täglich gerechnet.
Noch nicht in Betrieb
Unterirdisches Erschließungssystem zwischen Reichstag und Paul-Löbe-Haus (Tiergarten/Mitte):
Aus Sicherheitsgründen und zur besseren Ver- und Entsorgung ist zwischen dem Reichstag und den 3 Bundestags-Neubauten (Paul-Löbe-Haus, Jakob-Kaiser-Haus und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus) eine unterirdische Erschließung errichtet worden. Das System unterquert die Spree und liegt so tief, dass es einer geplanten S-Bahn 21, die ebenfalls den Fluss unterqueren würde, nicht im Wege steht. Zudem gibt es einen Fußgängertunnel vom Reichstag zu den Abgeordnetenbüros.
Zu besichtigen: bei bestimmten Hausführungen des Bundestages
http://www.bundestag.de/interakt/besucherinfo/index.html
Regionalbahnhof Potsdamer Platz (Mitte/Tiergarten):
Der neue Regionalbahnhof wurde im Mai 2006 eröffnet.
U-Bahnlinie U 5 bzw. U 55 (Mitte/Tiergarten):
Ursprünglich war geplant, die zwischen Alexanderplatz und Hönow verkehrende U 5 Richtung Westen zu verlängern – entlang der Straße Unter den Linden bis zum Brandenburger Tor, von dort aus nördlich zum Lehrter Bahnhof/Hauptbahnhof und vielleicht sogar weiter bis zum Flughafen Tegel. Zunächst soll es aber aus Kostengründen nur einen eingleisigen Pendelverkehr zwischen den Stationen Pariser Platz (Brandenburger Tor), Reichstag und dem Lehrter Bahnhof/Hauptbahnhof geben.
U-Bahnstation der U 3 am Potsdamer Platz mit Tunnel unter der Neuen Potsdamer Straße (Tiergarten):
Diese beeindruckenden „Bauvorleistungen" (allein der Bahnhof kostete 330 Millionen Mark) werden als Veranstaltungsort und Ausstellungsräume genutzt.
Zu Besichtigen: bei Veranstaltungen vor Ort
Seminare „Berlin im Untergrund" von „Arbeit und Leben Berlin"
Ladestation unter dem Marlene-Dietrich-Platz (Tiergarten):
Auf diesem unter dem Marlene-Dietrich-Platz liegenden Stellplatz können 15 Sattelschlepper gleichzeitig be- oder entladen werden. Die Zufahrt befindet sich am Reichpietschufer. Elektrofahrzeuge bringen die Güter auf unterirdischen Wegesystemen zu den entsprechenden Aufzügen. Diese unterirdische Logistik soll den Verkehr und die Abgase an der Oberfläche reduzieren.
Nicht öffentlich zugänglich.
Ladestation im Keller des Sony Centers (Tiergarten):
Vergleichbar mit dem Areal unter dem Marlene-Dietrich-Platz, nur mit geringerer Stellfläche.
Nicht öffentlich zugänglich.
Unterirdischer Übergang, der das Kaufhaus „Lafayette" mit anderen Geschäften verbindet.
Zu besichtigen: während der üblichen Öffnungszeiten
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